Höchste Seebohrung aller Zeiten in Tibet erlaubt Blick in eine Million Jahre Erdgeschichte

Forschung
Bevor die Sedimentkerne aus dem Nam Co See in den Laboren analysiert werden können, werden sie an Bord der Bohrplattform gesäubert und beschriftet.
Bevor die Sedimentkerne aus dem Nam Co See in den Laboren analysiert werden können, werden sie an Bord der Bohrplattform gesäubert und beschriftet. © Olga Gildeeva
Mit dieser Bohrplattform wurden über 500 m lange Bohrungen im Nam Co See in Tibet durchgeführt.
Mit dieser Bohrplattform wurden über 500 m lange Bohrungen im Nam Co See in Tibet durchgeführt. © Prof. Dr. Claudia Wrozyna
Blick von der Bohrplattform auf die den Nam Co See umgebenden über 7000 m hohen Berge.
Blick von der Bohrplattform auf die den Nam Co See umgebenden über 7000 m hohen Berge. © Wilhelmine Klamt
Erste Proben der Bohrung im Nam Co See in Tibet.
Erste Proben der Bohrung im Nam Co See. © Prof. Dr. Claudia Wrozyna

Der etwa 100 Meter tiefe Nam Co See liegt auf einer Höhe von 4718 Metern über Meeresspiegel auf dem Tibetischen Plateau und ist vier Mal so groß wie der Bodensee. Während einer fast zweimonatigen Bohrkampagne wurden von einer schwimmenden Bohrplattform rund 1400 Meter Sedimentbohrkerne geborgen. Damit können Forschende etwa eine Million Jahre in die Erdgeschichte zurückschauen. Um solche Informationen zu erhalten, werden die Sedimentkerne in kleine Scheibchen geteilt, welche anschließend in den Heimatlaboren der Forschenden – unter anderem in Greifswald – analysiert werden.

An der Bohrung selbst waren vor allem Wissenschaftler*innen aus Deutschland, China, der Schweiz und Großbritannien beteiligt. Sie hoffen, mit ihren Untersuchungen dazu beizutragen, das zukünftige Klima besser vorhersagen zu können. „Der globale Klimawandel wird Südostasien und damit auch die Menschen, die hier leben, stark beeinflussen. Deshalb ist es wichtig, das Klima der Vergangenheit zu kennen, um Modelle über die zukünftige Entwicklung des Klimas verlässlicher zu machen. Die Sedimentbohrkerne verraten, welche Klimaänderungen es in dieser Region in der Vergangenheit gab, wie schnell diese abliefen und ob sie zu Veränderung der Ökosysteme geführt haben“, erklärt Prof. Dr. Torsten Haberzettl.

Finanziert wurde und wird das Projekt durch einen Bohrkostenzuschuss des Internationalen Kontinentalen Tiefbohrprogramms International Continental Scientific Drilling Program – ICDP in Höhe von 1,5 Millionen US‑Dollar. Die idealen Bohrpunkte wurden bereits zuvor auf der Basis von seismischen Untersuchungen bestimmt, die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert wurden. Weitere Gelder, sogenannte Matching-Funds, erhielt das Projekt durch Drittmitteleinwerbungen bei nationalen Förderorganisationen wie der Deutschen Forschungsgemeinschaft, dem Schweizer Nationalfond oder bei der britischen Förderorganisation NERC. Weitere Anteile an den Bohrkosten von insgesamt über drei Millionen Dollar wurden durch chinesische Kooperationspartner vom Institut für Tibet Plateau Forschung (Chinesische Akademie der Wissenschaften) in Peking zur Verfügung gestellt.

Aus Greifswald waren neben Prof. Dr. Torsten Haberzettl die Mikropaläontologin Prof. Dr. Claudia Wrozyna, die Physische Geographin Dr. Marie-Luise Adolph sowie die in Greifswald studierende Wilhelmine Klamt in die Unternehmung eingebunden.

Weitere Informationen
Institut für Geographie und Geologie der Universität Greifswald
Lage des Nam Co See

 

Ansprechpartner an der Universität Greifswald
Prof. Dr. Torsten Haberzettl
Institut für Geographie und Geologie
Friedrich-Ludwig-Jahn-Straße 16, 17489 Greifswald
Telefon +49 3834 420 4511
torsten.haberzettluni-greifswaldde

 

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